Sonntag, 11. August 2013

Mittwoch, 3. April 2013

Life is Good - Nas in Berlin

Nas tourt momentan quer durch Europa, um sein neues Album "Life is Goodvorzustellen und hatte neben Auftritten in Heidelberg und Hamburg auch Berlin auf dem Zettel. Für mich war dieses Ereignis natürlich ein willkommener Anlass in den ICE zu steigen und in der Hauptstadt dem selbsternannten Sohn Gottes zu huldigen.

Nachdem ich schon Jay-Z und 50 Cent zu ihren besten Zeiten live gesehen habe, war die Erwartungshaltung entsprechend hoch. Einer der ganz Großen kommt schließlich nicht alle Tage.
Geladen wurde ins recht unscheinbare Astra Kulturhaus in Friedrichshain. Die Location erinnert mit den Backsteinziegeln eher an das Queensbridge Project, der Heimat von Nas, denn an ein Ort, an dem einer der Hip-Hop-Superstars sein nun schon 20-jähriges Karrierejubiläum zu feiern gedenkt. Jedenfalls war der Laden voll und der Altersdurschnitt war für ein Hip-Hop-Konzert außergewöhnlich hoch - sprich ich war mal ausnahmsweise nicht der Älteste. 
In Sachen Barrierefreiheit ist das Astra Kulturhaus vorbildlich. Alles ist ebenerdig zu erreichen und in der Halle wurde seitlich ein großes Podest aufgebaut, von dem aus man einen guten Blick in Richtung Bühne bekommt. Aber mehr als vier Rollstuhlfahrer sollten nicht gleichzeitig zu einem Konzert kommen, sonst wirds da oben ganz schön eng :)
   

Den undankbaren Part, für eine lebende Legende, den Opener zu machen, übernahm Iggy Azalea. Die 22-jährige Rapperin aus Australien bewegt sich musikalisch irgendwo zwischen Nicki Minaj und Azelia Banks, hat aber weder die Skills der einen noch das Charisma der anderen. Und nur weil die Dame über ihre P**** rappt. muss ich das nicht gut finden, noch kann ich in dem Song irgendeine Form von Gesellschaftskritik erkennen, wie sie in einem Interview mit Tracks behauptete. 
Mit DJ Green Lantern kam dann -  ein Hoch auf Maschinengewehrsamples -  der sprichwörtliche Startschuss für den Hauptteil des Abends . Innerhalb von 10 Minuten hat der ehemalige Tour-DJ von Eminem genau die Hits gespielt, auf die Du während der Abizeit in Deiner Lieblingsdorfdisco mit einem Rigo in der Hand getanzt hast.
Vor dem Konzert erklärte ich noch jemandem scherzhaft, dass es auf jedem Hip-Hop-Konzert  nach dem "If I say Hey, you say Ho"-Schema abläuft. Nun ja, ich sollte recht behalten, auch hier war es tatsächlich so. Und irgendwie tun mir M.O.P. leid, die im kollektiven Hip-Hop-Gedächtnis ungerechterweise zum One-Hit-Wonder degradiert wurden.
Das Publikum war jedenfalls auf Hochtouren, als Nas die Bühne betrat. Er beuterte zwar auf Life Is Good Tour zu sein, ließ es sich jedoch zu Beginn nicht nehmen, das halbe Illmatic-Album, an dem er sich seit 1994 musikalisch messen lassen muss, zu performen. Ihm macht es anscheinend noch sichtlich Spaß songs wie "N.Y. State of Mind", "Represent" oder "It Ain't Hard To Tell" zu spielen und das Publikum dankt es ihm - Vorsicht Klischee - indem es wie auf Befehl einsetzt, wenn seine Stimme mal versagt und textsicher die Backups mitrappt.
Überhaupt war das 90-minütige Konzert eine musikalische Zeitreise durch seine mal mehr, mal weniger glanzvolle Karriere. Nas weiß was die Leute hören wollen und liefert. Also jegliche Tracks von DJ Premier und die Sachen vom Stillmatic-Album. Zwischendurch darf sein Drummer, der am Schlagzeug nicht weiter auffällt auch mal ans Mic, wo er auch nicht weiter auffällt. Ein musikalischer Seitenhieb auf seine Ex-Frau Kelis darf natürlich ebensowenig fehlen, wie die Reminiszenz an Marvin Gaye und Konsorten.
Alles in allem hat Nas ein gelungenes Konzert abgeliefert und bewiesen, dass er auch nach 20 Jahren im Game noch vorne mitspielen will und mitspielen kann. Einziges Manko war für mich, dass er es nicht wirklich geschaft hat einen Spannungsbogen aufzubauen.
Und "Ether" hat gefehlt.

Samstag, 9. März 2013

Der Zug rollt – Geschichten aus der Bahn

Wenn einer Eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Stimmt soweit. Wenn einer dann noch auf der Reise einen Rollstuhl dabei hat und mit der Deutschen Bahn unterwegs ist, dann wird’s erst recht interessant. Ich könnte jetzt anfangen über verpasste Anschlusszüge, wahlweise defekte Klimaanlagen (im Sommer) und Heizungen (im Winter) zu bloggen. Das haben vor mir wohl schon Tausende gemacht. Viel spannender ist es, davon zu erzählen, was mir auf meinen Reisen passiert. Das ist nämlich ne ganze Menge.



Erst einmal zu den Fakten: Für Rollstuhlfahrer hat die Deutsche Bahn einen speziellen Mobilitätsservice eingerichtet. Da kann man anrufen und einen Platz reservieren. Am Bahnsteig steht dann ein Mitarbeiter bereit, der den Rollstuhlfahrer mittels hydraulischer Hebebühne hochfährt, damit man ebenerdig in den Zug kommt. Das habe ich einmal gemacht, als ich auf Nummer Sicher gehen wollte. Um mich herum bildete sich großes Getümmel. Menschen, die mich anschauten, als wäre ich vom Planet der Affen. Dass der Schaffner die umstehenden Leute mit dem Satz „Jetzt machen Sie mal Platz! Der Rollstuhl muss mit rein!“ zum Weitergehen bewegen wollte und dabei ja irgendwie doch mich als Person meinte, machte die Sache nicht wirklich besser.
Prinzipiell ist dieser Service ja sehr hilfreich und viele Menschen sind auch darauf angewiesen. Was mich daran stört, ist die Tatsache, dass man 48 Stunden vor der Fahrt reservieren muss. Für spontane Wochenendtrips also denkbar ungeeignet.

Es musste eine neue Strategie her: Auf die Mithilfe von anderen Reisenden vertrauen. Ich schaue mir am Bahnsteig immer die Menschen an, die ebenfalls einsteigen und suche mir jemanden aus, der wenig Gepäck und somit eine Hand frei hat. Den spreche ich dann an und bis jetzt hat mir auch wirklich jeder geholfen. Aber: Je früher man jemanden anspricht, desto mehr Fragen muss man beantworten: „Wo muss ich den Rollstuhl denn anfassen? Ist der schwer? Kann ich das überhaupt? Und wer hilft Ihnen dann beim Einsteigen?“ Wer mich kennt, der weiß nur zu gut, dass ich ungern viele Fragen auf einmal beantworte. Also habe ich die Strategie perfektioniert. Ich warte so lange bis der Zug einrollt, stehe auf und klappe den Rollstuhl zusammen, fordere jemanden auf, mir zu helfen und zeige ihm die nötigen Handgriffe. Da jetzt alles ganz schnell gehen muss, muss ich gar keine unnötigen Fragen mehr beantworten. Zugegeben, nicht die feine englische Art, aber für mich ein Stressfaktor weniger. Der kommt früher oder später nämlich sowieso auf der Fahrt.

Ich setzte mich dann immer in Wagen 9, da dort Plätze für Menschen mit Handicap ausgewiesen sind. Außerdem ist das Bord Bistro nebenan und dort gibt es Kaffee. Ich darf in der 1. Klasse sitzen, muss aber nur für die 2. Klasse bezahlen. Ich muss außerdem keine Extra-Gebühr zahlen, wenn ich das Ticket erst auf der Fahrt kaufe. Das ist ein netter „Zug“ von der Bahn und die meisten Schaffner wissen auch von dieser Regelung - einer wusste es mal nicht: Er wollte von mir den vollen Preis für die 1. Klasse und hat mich dann nach einer langen Diskussion mitsamt Rollstuhl, Koffer und Rucksack in die 2. Klasse geschickt. Zu seiner Ehrenrettung muss erwähnt werden, dass er den ganzen Kram schleppen musste und mir dann ironischerweise in der 2. Klasse überhaupt nichts berechnet hat.

Wie ich kürzlich auf Facebook erwähnt habe, habe ich immer eine Begleitperson frei. Ich habe einen Schwerbehindertenausweis mit Merkzeichen B für Begleitperson. Normalerweise schaut sich niemand an, ob der Ausweis noch gültig ist. Das haben auch mein Bruder und ich gedacht, als wir einmal mit abgelaufenem Ausweis nach Karlsruhe gefahren sind - es wäre eigentlich mal interessant zu wissen, warum so ein Ausweis überhaupt abläuft?! - Jedenfalls wurden wir von einer Schaffnerin kontrolliert, die gerade jemanden eingelernt hat. „Sie müssen immer darauf achten Frau Kollegin, dass der Ausweis auch tatsächlich noch gültig ist.“ Mmh, doof jetzt. Nur dank der Überzeugungskünste meines Bruders mussten wir nix draufzahlen.

Letzte Woche bin ich mit dem ICE von Offenburg nach Freiburg gefahren. Der Zug stand schon da, als ich aufs Gleis kam. Ich bin also schleunigst ins nächstbeste Abteil geeilt. Da der Zug ziemlich voll war, habe ich mir für die kurze Fahrt nicht die Mühe gemacht, einen Platz zu suchen sondern bin, wie viele andere auch, einfach im Gang geblieben. Nach ca. 15 Minuten kam der Schaffner. „Sie dürfen hier mit dem Rollstuhl nicht im Gang sein. Sie sind ein Sicherheitsrisiko!“ Aha, und ich dachte eigentlich, ich sei ein ganz netter Kerl.

Mein Hinweis, dass ich doch gleich wieder in Freiburg aussteige, verhallte ungehört. Stattdessen hatte der Schaffner seinen großen Auftritt. Es wurden Koffer verschoben, um für den Rollstuhl Platz zu machen und Menschen mussten näher zusammenrücken, um mir Platz zu machen. Als ich dann endlich einen Sitzplatz hatte, hörte ich eine Stimme, die in schönstem Denglisch sagte: „Diehr Lehdies ent Tschentlmn. In a fju Minitz we will areif in Freiburg.“ Na sänk you!

Aber, warum echauffiere ich mich denn hier unnötig. Zugfahren bedeutet doch auch immer, nette Menschen kennenzulernen und tolle Gespräche zu führen. Mit der Mutter, die mit ihren Kids einen Ausflug in den Zoo gemacht hat und nun total genervt ist. Mit den Eltern, die ihr Kind in der Uniklinik besucht haben und einfach nur aufgewühlt sind. Oder mit der Oma, die zu ihren Kindern und Enkeln fährt und mir ihre komplette Lebensgeschichte erzählt. Solche Gespräche und Begegnungen sind eine Bereicherung und deswegen liebe ich das Zugfahren.

Also, wir sehen uns im Zug!

Sonntag, 17. Februar 2013

Nicolas Sturm im Slow Club

Am Freitag war ich Zeuge eines grandiosen Auftritts von Nicolas Sturm und dem Klingen Ensemble. Stattgefunden hat die Sause im Slow Club in Haslach Freiburg. Die erste positive Überraschung schon am Eingang. Normalerweise ist es nämlich so. Ich will irgendwo rein und werde gleich am Eingang abgefangen. Dann gibts folgende drei Möglichkeiten.

1. Wo ist denn Dein Betreuer?"
2. Du willst den Rollstuhl an der Garderobe abstellen?!" Kurze Pause und ausführliches Mustern. "OK, kein Problem. Macht dann 2 Euro."
3. Voll cool, dass Du heut Abend abend auch da bist! Wir freuen uns immer, wenn so Leute  wie Du zu uns kommen."

Im Slow Club ist man da anders: "Hey, Du bist der erste Rollstuhlfahrer, der hier reinkommt. Wir haben grad erst vor kurzem ne Rampe und ne Toilette für Rollstuhlfahrer gebaut. Im Prinzip haben wir aber keine Ahnung, ob das überhaupt funktioniert. Wir laden Dich heut abend ein, schau Dich einfach mal um und dann sag uns Bescheid, wie Du klarkommst."

Gesagt, getan. Der Slow Club ist ein netter, familiärer Club mit Wohnzimmeratmosphäre. Jeder kennt hier jeden und alle kennen den Nicolas. Aber erst warten alle auf Godot. Der Godot ist aus Freburg, kennt den Nicolas auch und eröffnet nur mit Akkustikgitarre und Mundharmonika den Abend. Er wirkt im ersten Moment  mit seinem Mundharmonika- haltegestell etwas unbeholfen auf der Bühne. Aber sobald er zu singen anfängt, tun sich ganz neue Welten auf. Ich habe selten so einen talentierten jungen Musiker gesehen, der in so schönen Bilder von seinem (Seelen-)leben erzählen kann, ohne dass es peinlich oder zu pathetisch wird. Gisbert zu Knyphausen lässt grüßen.

Dann  Auftritt Nicolas Sturm und das Klingen Ensemble. Das Klingen Ensemble ist kein Ensemble im klassischen Sinn, sondern besteht aus Schlagzeuger Jeremy, den ich aus meiner Schulzeit kenne. Ich hab das gleichnamige Album  schon rauf und runter gehört und war demenstrprechend voller Erwartungen an den Auftritt. Erfreulich war, dass die beiden die Platte nicht einfach von Titel 1 bis Titel 13 runtergespielt haben. Einiges wurde weggelassen, dafür gab es Songs von den Alten Neuen Tricks, der zweiten Combo, in der die Jungs spielen. Bleibenden Eindruck haben bei mir auch die hervorragend ausgewählten Cover-Versionen hinterlassen. Live kommen die Stücke nochmal mit ner ganz anderen Klangfarbe und Dynamik daher. Für mich als Drummer war  es natürlich eine spannende Angelegenheit, zu sehen, wie präsent Jeremy am Schlagzeug und bei jedem einzelnen Schlag 100% bei der Sache und bei sich ist.

Nach dem Auftritt dann das Gespräch mit dem Macher vom Slow Club. Es gab nur Positives zu berichten. Ich komm mit dem Rollstuhl gut durch den Club, durfte das schönste Behinderten-WC ever benutzen und für die 2 Euro, die ich in manchen Clubs brauche, um mein Rollstuhl an der Garderobe abstellen zu dürfen, kann ich mir hier sogar ein Bier kaufen. Slow Club, ich komme wieder und ich komme gern!




Links:
Nicolas Sturm
Slow Club Freiburg

Freitag, 1. Februar 2013

Bloggin all over the world

Das ist also der erste Eintrag meines ersten Blogs überhaupt. Was kann man von diesem Blog erwarten, was man nicht schon millionenfach in anderen Blogs hätte nachlesen können. Wie der Name vermuten lässt, geht es um Geschichten, Ereignisse und Anekdoten aus meinem Leben. Wohnhaft in Freiburg i. Br. im Süden Deutschlands, werde ich hier regelmäßig über das hiesige Stadt- und Szeneleben bloggen. Als kultur- und musikbegeisterter Mensch will ich auch ab und an neue CDs und Kinofilme vorstellen und bewerten. Neben all dem Entertainment-Kram soll dieser Blog auch dazu dienen, die Blogosphäre darauf aufmerksam zu machen, was in puncto Barrierefreiheit und Integration noch getan werden muß. Aber vor allen Dingen will ich zeigen, daß das Leben als Rollstuhlfahrer auch verdammt viel Spaß machen kann – justlikeaphil style eben.

Sonntag, 16. September 2012

DJ Kamikaze DJ Mem-Brain: Triple Mixtape

Wir schreiben das Jahr 2002. In Hip Hop Deutschland ist Langeweile ausgebrochen. Der Hamburg-Hype um Eimsbush ist gerade langsam am abklingen und dass in Berlin ein neuer King of Rap auserkoren wurde, hat sich (noch) nicht bis in die hinterste Dorfdisko der Rapublik herumgesprochen.

Just in dieser Zeit beschließen die beiden DJs Kamikaze und Mem-Brain gemeinsame Sache zu machen. Der eine hat gerade mit den Karlsruher Jungs vom Aufnahmezustand an einem sonnigen [sic] Freitagmittag das Splash eröffnet, der andere tourt mit MC Rene durch die Lande – damals wahrscheinlich noch ohne BahnCard100. Bei diesem Tape besinnen sich die beiden auf Ihre Wurzeln: Den BoomBap Rap der Golden Era, vorzugsweise vorzufinden in der Stadt, die niemals schläft.

Die Idee ist denkbar einfach: Man nehme die Rap Heroender Jugend und suche sich die drei Lieblingstracks eines jeden Protagonisten, was bei dem Aufgebot an Klassiker, die ein Mr. Carter oder ein Mr. Jones schon vor zehn Jahren vorzuweisen hatten, zugegebenermaßen eine kleine Herausforderung darstellt. Ist die Songauswahl erst einmal bewältigt, kommt ein Tape namens Triple zum Vorschein.

Der Name ist Programm. Das Beatnuts-Beat-Intro und eine schöne Frauenstimme zeigen schon mal, was man sich die nächsten 2 x 45 Minuten musikalisch erwarten kann, und dein Lieblings-Crate-Digger Big L darf den Reigen eröffnen: Put It On, We Got This, Flamboyant. Es reiht sich Hit an Hit an Hit. Weiter gehts mit GangStarr und aus heutiger Sicht scheint es geradezu grotesk, dass derjenige, der uns zu lauten “Big L, Rest In Peace”-Rufenaufgefordert hat, nun selbst in Frieden ruht. Einen großen Teil der Seite A beanspruchen die Jungs vom Hit Squad für sich. Wie ich finde auch völlig zurecht, hat das Kollektiv um EPMD, Redman, Das Efx und Keith Murray doch zu Beginn der 1990er Jahre den Sound einer ganzen Dekade geprägt. Nas gibt uns mit „Got Urself a Gun“ einen Hinweis darauf, dass sein zweiter Frühling gerade erst im Entstehen begriffen ist und Mobb Deep, dass ihr Zenith mit Erscheinen der Infamy LP wohl bereits überschritten ist. Seis drum, gemixt ist es trotzdem 1A. Rah Digga braucht sich – und das ganz ohne Frauenquote –skilltechnisch nicht hinter ihren männlichen Kollegen zu verstecken und Fat Joe zeigt, dass mit seinem Umzug nach Miami wohl auch ein Teil seiner Rap Skills aus dem Lear-Jet gefallen sind. In Hip Hops Geburtstätte hat er jedenfalls besser gerappt. Das Ende der A-Seite bestreitet DIE französische Rapgruppe IAM. Hier zeigt sich, dass Kamikaze über die Grenzen Badens hinaus ein Social Network geknüpft hat, obwohl dieser Begriff, zu einer Zeit, in der man Freundschaftsanfragen noch mündlich aussprechen musste, noch gar nicht existierte.

Tape raus, rumdrehen, Tape rein, drück auf Play: Zu Beginn der B-Seite weicht das Konzept leicht ab, der Beat steht hier im Vordergrund, darf er auch, er ist ja sozusagen die “Definition” eines guten Beats. Bei Common machts Sinn, einfach entspannt zuzuhören,während man die Punchlines bei Jay-Z und Biggie einfach mitrappen muss. Die Ten Crack Commandments kann ich in- und auswendig, bei den Zehn Geboten wirds da schon etwas schwieriger. Apropos Religion - die Gottheiten der Beatproduktion, besser bekannt als The Neptunes, beweisen mit einem Track für die mittlerweile als Tha Liks firmierende West Coast Truppe, dass man sie ab sofort auf dem Schirm haben muss. Zwischendurch singt die Queen of Hip Hop Soul von Herzschmerz, die Herren aus Staten Island geben Weisheiten der Shaolin zum Besten und Mr. Cheeks von den Lost Boyz erzählt von seiner verrückten Welt. Diese musikalische Vielfalt muss man erstmal richtig zu mixen imstande sein, Respekt! Zehn Minuten vor Schluss drehen Mr. Mef und Reggie Noble nochmal richtig am Zeiger, während bei Big Pun unnötigerweise einen Gang runtergeschaltet wird.

DJ Kamikaze und DJ Mem-Brain haben hier ein Tape abgeliefert, welches auch ein Jahrzent nach seiner Erscheinung durchaus hörenswert ist und die Bezeichnung Mixtape durchaus verdient. Dieser Meinung waren auch die Freunde von der JUICE und kürten Triple zum Mixtape des Monats. Die älteren Zuhörer unter uns haben wohl zu fast allen Tracks eine persönliche Erinnerung, ihren Hip Hop Moment. Für den Nachwuchsbietet das Tape einen Querschnitt an Beats und Raps, von denen man nach wie vor mal gehört haben sollte - ein Tapedeck vorausgesetzt. Allen anderen dürfen das Mixtape auf SoundCloud anhören. Viel Spass!